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ESG-Faktoren: Weg von der Risikoorientierung hin zur Wertsteigerung

Egal, ob in Bankenrunden, beim Rating oder in M&A-Prozessen: Immer häufiger müssen Fragen zu ESG-Faktoren beantwortet werden. Hinzukommt, dass Zulieferer ihren Abnehmern, beispielsweise der Automobilindustrie, bis zum Jahr 2035 CO²-Neutralität zusichern müssen.

Auch viele Mitarbeiter erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie sich aktiv dem Thema Nachhaltigkeit stellen. Statt PS-starker Firmenwagen werden in zunehmendem Maße Zuschüsse für öffentliche Verkehrsmittel oder überdachte Fahrradabstellplätze erwartet. Dies spiegelt sich auch in Bewerbergesprächen wieder, in denen der Bewerber fragt, welchen Stellenwert die Nachhaltigkeit im Unternehmen hat.

Was sind ESG-Faktoren?

Unter ESG-Faktoren versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus dem Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung 
(Governance). Typische Themen sind Verschmutzung und Emission, Diversität und Chancengleichheit oder Compliance und Korruption.

Nachhaltigkeit wird über kurz oder lang somit ein bedeu-tender Wettbewerbsfaktor und damit Voraussetzung für den langfristigen Unternehmenserfolg werden. Die Zeiten, in denen solche Aspekte immaterieller oder reputativer Natur waren, sind vorbei. Solcherlei Aspekte lassen sich in zunehmendem Maß auch als messbarer Erfolg in der Gewinn- und Verlustrechnung ablesen. Wer hier nicht mit dabei ist, verliert Kunden, seine Produkte werden nicht mehr nachgefragt, werben kann man mit Nachhaltigkeit dann auch nicht.

Zu erwarten ist auch, dass von Seiten von Geschäfts- oder Förderbanken mangelnde Nachhaltigkeit dazu führt, dass das Interesse an der Fördermittelvergabe oder Kreditverga-be deutlich sinken wird. Die ESG-Kriterien werden in Zukunft einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Rating und damit auch auf die Kreditkonditionen haben.

Auch kostenseitig werden entsprechende Anreize für solcherlei Bemühungen geschaffen. Beispielsweise ist zu erwarten, dass Unternehmen, die ihre CO²-Ziele einhalten, in Zukunft geringere Energiekosten im Vergleich zum Wett-bewerb haben werden. Eine Investition in moderne effiziente Produktionsanlagen bedeutet somit nicht nur höhere Produktivität und eine bessere Wettbewerbsposition, sondern auch eine Reduzierung der Energiekosten. Solcherlei Investitionen werden von den Förderbanken bevorzugt unterstützt werden.

Unternehmen werden in Zukunft auch nur dann ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele erreichen können, wenn ihre Zulieferer die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Auch hier wird über kurz oder lang massiver Druck aufgebaut werden, da sonst die abnehmende Industrie, wie beispielsweise die Automobilindustrie, selbst Probleme in Marketing, Werbung, Finanzierung und auch auf Kostenseite bekommen wird.

Wie soll man nun Nachhaltigkeit messen? Bis man objektive, messbare und umfassende Kriterien entwickelt hat, wird es noch einige Zeit dauern. Nur die wenigsten Unternehmen werden in den nächsten Jahren Nachhaltigkeitsberichte auf Jahresbasis veröffentlichen, anhand deren die Entwicklung der Treibhausgasemissionen, grüneren Alternativen zu Life-Science-Produkten oder der Anteil von Frauen in Führungs-positionen nachvollzogen werden kann. Möglich ist jedoch, mehrere Unternehmen einer Branche untereinander zu vergleichen, inwieweit sie sich anhand von ESG-Kriterien unterscheiden lassen. Dies könnte beispielsweise anhand eines Fragebogens, der der finanzierenden Bank zu beantworten ist, erfolgen.

Kurz bis mittelfristig ist somit zu erwarten (und man muss sich darauf einstellen), dass die Fragen von Seiten der Kreditinstitute, wie man im Bereich der Produktion CO²-reduziert oder wieviel CO² beispielsweise auf Landwirtschaftsflächen gebunden wird (vor und nach der Ernte), ernst gemeint sind, beantwortet werden müssen und auch direkt ins Rating einfließen werden.