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Auswirkungen des Corona-Virus auf Unternehmenswerte

Die Ausbreitung des Corona-Virus führt bei der Bevölkerung zu Einschränkungen und Verhaltensänderungen. Unternehmenswerte basieren auf zukünftigen Erfolgen, somit beeinflusst die Viruserkrankung Unternehmens- und Börsenwerte direkt. Man kann vermutlich davon ausgehen, dass der Verlauf der Pandemie vorangegangenen Pandemien ähneln wird.

Mittelfristig wird der Einfluss des Virus auf die Bewertung schwinden, trotzdem ist es unabdingbar, unternehmensindividuell die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen detailliert zu prognostizieren. So kann es kurzfristig zu Lieferengpässen, Nachfragerückgängen, Personalausfällen und Insolvenzen kommen. Mittelfristig kann nicht automatisch unterstellt werden, dass nach einer gewissen Dauer das Ertragsniveau 2019 wieder erreicht wird. Denn durch die Krise wurden weitere Veränderungen angestoßen.

Beispielsweise ist zu erwarten, dass im Bereich Fortbildung Präsenzveranstaltungen zukünftig, auch nach der Pandemie, das alte Niveau nicht mehr erreichen werden. Zu deutlich wurde den meisten vor Augen geführt, welche Ressourcen (Zeit, Fahrt- und Übernachtungskosten) eingespart werden, wenn man Präsenzseminare durch Webinare ersetzt. Dabei wurden Umweltaspekte noch gar nicht berücksichtigt. Das Ausmaß, sprich der Umfang der Auswirkungen auf die Ertragslage eines Hotels oder Tagungszentrums, ist somit groß. Die Dauer des Impacts wird somit langfristig sein, in diesem Fall spricht man von einer L-Kurve. Das Niveau 2019 wird, wenn das Geschäftsmodell nicht grundlegend verändert wird, nicht mehr erreicht werden. Aufgrund der Folgewirkungen der Krise werden Zahlungsschwierigkeiten prognostiziert, Insolvenz droht. 

Auch der stationäre Einzelhandel (non-food) hat starke Rückgänge aufgrund des Lockdowns zu verzeichnen gehabt. Längerfristig wurde vermutlich durch die Pandemie das Nachfrageverhalten der Verbraucher zusätzlich stark verändert, sodass auch in diesem Fall bei der Langfristplanung zu hinterfragen ist, ob hier nicht große Risiken vorhanden sind, die sich nachhaltig negativ auf die Ertragslage und somit Unternehmensbewertung auswirken. Langfristig ist sogar das Geschäftsmodell zu hinterfragen. 

Man erkennt daran, dass die Dauer der negativen Effekte nur schwer abschätzbar ist. Im günstigsten Fall wird unmittelbar nach Beendigung der Pandemie die Erholung eintreten (V-förmiger Verlauf). Unter Umständen wird die wirtschaftliche Erholung länger dauern, man spricht von einem U-förmigen Verlauf. 

In vielen Fällen war die Pandemie jedoch lediglich das auslösende Moment, welches schon vorher prognostizierte zukünftige Entwicklungen stark beschleunigte oder auch verzögerte. Viele traditionelle Geschäftsmodelle waren schon vor der Krise ernsthaft bedroht, man erhoffte sich jedoch einen größeren zeitlichen Rahmen, um auf die Bedrohungslage reagieren zu können. In vielen Fällen muss man für Zwecke der Unternehmensbewertung davon ausgehen, dass dieser zeitliche Rahmen nicht mehr gegeben ist, dass die Bedrohungslage schon eingetreten ist. Was bedeutet das für die betroffenen Unternehmen? Diese werden nicht mehr dieselbe Nachfrage haben, die Kundenstruktur hat sich massiv geändert, Produkte oder Dienstleistungen werden nicht mehr nachgefragt. Auch im Bereich der Beschaffungsketten hat sich viel verändert. Planungen sind somit in vielen Fällen komplett neu aufzusetzen, Ratings oder Insolvenzwahrscheinlichkeiten müssen zwingend berücksichtigt werden.